Die Gemeinde besteht wie der menschliche Körper aus unterschiedlichsten (Mit-)Gliedern, von denen jedes eine Aufgabe (Funktion) hat. Wirklich gut funktioniert dieser Körper nur wenn jedes einzelne Glied seine Aufgabe im Zusammenspiel mit den anderen Gliedern wahrnimmt. Das setzt voraus, dass die (Mit-)Glieder ihre Gabe und die daraus folgende Aufgabe kennen. Dass sie sich also mit sich selbst, wie Gott sie geschaffen hat, auseinandersetzen und sich dabei nicht mit anderen vergleichen.

Welche Gabe hat Gott DIR gegeben?

Es gibt im Griechischen unterschiedliche Wörter für ‘Gabe’. Paulus verwendet hier den Begriff ‘chárisma’ – denselben Begriff, der im Zusammenhang mit 1 Kor 12,1ff meistens mit ‘Geistesgaben’ wiedergegeben wird. Mir gefällt die folgende Übersetzung am besten: “Unverdiente Gnadenerweise des Herrschers”. Gott der Allmächtige gibt Seinen Menschen – dir und mir – Gaben! Du und ich, wir sind reich Beschenkte! Und was würde näher liegen, als dass wir diese Gaben zu Seiner Ehre einsetzen!

Oft tun wir in der Gemeinde so, als wäre ‘predigen/lehren’ die höchste Gabe und alles andere Nebensache. Das ist natürlich Unsinn – manchmal vielleicht auch Ausdruck von Minderwert oder von Unlust, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Paulus erwähnt aber gleich mehrere Gaben:

  • Prophetie (oder Weissagung. propheteía meint ‘reden anstelle von’ Gott oder ‘Worte von Gott weitergeben’)
  • Dienst (Diakonie)
  • Lehre (meint nicht einfach ‘predigen’ sondern Lehren mit Vollmacht)
  • Ermutigung (parakaléo meint ermutigen, ermahnen, trösten – Jesus nennt den Heiligen Geist den parákletos)
  • Geben (auch: Gutes tun)
  • Vorstehen (auch: Leiten, Verantwortung übernehmen)
  • Barmherzigkeit (auch: Mitleid haben, sich erbarmen)

Es gäbe viel zu sagen über die Verbindungen, die Paulus herstellt wie z.B. “der vorsteht, mit Fleiss“. Das sprengt den Rahmen dieses Blogs. Aber wenn ich dir einen Anstoss geben darf: Überlege dir, welche der hier aufgeführten Gaben dir am ehesten entspricht und lies dann in unterschiedlichen Übersetzungen* nach, mit welchem Adjektiv Paulus den Dienst beschrieben hat.

Wie Marianne gestern bereits ausgeführt hat, meint ‘Gottesdienst’ nicht die zwei Stunden am Sonntag, sondern unser ganzes Leben. Es geht deshalb auch nicht einfach darum, dass wir diese Gaben ‘in die Gemeinde’ einfliessen lassen. Natürlich braucht es Leute, die ‘Gemeinde’ möglich machen. Aber die Wirkungsrichtung der Gemeinde ist immer nach aussen, in diese Welt hinein. Jede dieser Gaben wird natürlich ‘in der Gemeinde’ gebraucht, aber mindestens so sehr im ganz normalen Alltag. Oder wenn ich es so plump sagen darf: Geistesgaben sind etwas ganz Alltägliches.

* am einfachsten geht dies mit www.bibleserver.com Dort kann man aus acht (!) zeitgemässen deutschen Bibelübersetzungen auswählen.

AUGUST 2020/VON MARCEL B