Paulus argumentiert bestechend klar und einfach: Gesetze gelten nicht für Tote (V1-3).
Weil wir mit Christus gestorben sind, sind wir gegenüber dem Gesetz des Alten Bundes gestorben. Damit gilt es für uns nicht mehr. (V4).
Du und ich, wir sind tot für das Gesetz. Es hat für uns keine Gültigkeit mehr. Das ist so einfach zu verstehen, dass es eigentlich keine weiteren Erklärungen dazu bräuchte.

Eigentlich … bräuchte. Denn die unfassbare Realität ist, dass landauf und landab den Kindern in Sonntagsschule und Unterricht die 10 Gebote beigebracht werden, als wären wir am Sinai. Und dass eine gefühlte Mehrheit der Kirchgänger einen Bezug zwischen ihrem christlichen Glauben und den 10 Geboten sieht.

Dass auch von denjenigen, die verstanden haben, dass sie zum Neuen Bund gehören und dieser Neue Bund nicht einfach eine Neuauflage des Alten Bundes ist – dass selbst von ihnen einige der Ansicht sind, dass es doch schon irgendwie einen Bezug zu den 10 Geboten gäbe und diese deshalb auch für sie Gültigkeit hätten.

Sind wir “dem Gesetz gegenüber zu Tode gekommen” (V4) oder nicht? Gehören wir nun einem anderen an – “nämlich dem, der von den Toten auferweckt wurde” oder nicht? Wieso bin ich an diesem Punkt so hartnäckig? Weil es einer der Dreh- und Angelpunkte unseres Glaubens ist.

Dort, wo wir uns noch als ‘unter dem Gesetz’ verstehen, dort erfüllt dieses zuverlässig seine Aufgabe, dass es Sünde offenbar macht (Röm 3,20) und Verdammnis mit sich bringt (Röm 5,18). Anders formuliert: So lange wir nicht wirklich erfasst haben, dass wir dem Gesetz gestorben sind werden wir nicht zum vollen Verständnis von Gnade, Freiheit und Erlösung durchdringen.

Lebst du gegenüber dem Gesetz noch, oder bist du schon gestorben?

Es gibt einen zweiten Grund, wieso diese Fragestellung so entscheidend ist. Paulus nennt ihn in V4b:

Und das bedeutet: Jetzt kann unser Leben für Gott Frucht bringen.

Erst “jetzt” – wenn wir erfasst haben, dass wir gegenüber dem Gesetz tot sind – erst “jetzt kann unser Leben für Gott Frucht bringen.

Ich nenne es die ‘christliche Burnout-Kombination’ – ein Christ, der sich immer noch unter dem Gesetz wähnt und gleichzeitig den Druck verspürt, für Gott Frucht bringen zu müssen. Das Gegenteil ist wahr: Erst wenn wir dem Gesetz gestorben sind, bringt unser Leben wirklich Frucht.

Wenn du es etwas krasser magst: “Unser totes Altes Ich ist der Dünger, der gute Früchte wachsen lässt.”

AUGUST 2020/VON MARCEL B