«Darum bist du unentschuldbar – wer du auch bist, *o Mensch -, wenn du richtest.»

Und Jesus sagte

«Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden» Matth. 7,1+2

Marcel hat uns gestern eine Jesus – Nachfolger – Reaktion geschildert. Wenn wir die Menschen sehen, die «den Begierden des Herzens preisgegeben sind», dann sind wir hier und heute nicht gefragt, diese zu richten.

Aber eigentlich nehme ich an, dass Paulus hier einen *Menschen ohne Gott anspricht, z.B.  einen Juden, der alles verurteilt, was nicht nach dem Gesetz ist. Oder auch sonst einen religiösen oder gesetzlichen Menschen. Oder so einen guten bodenständigen **Schweizer (o.k. diese hat Paulus nicht gekannt). Diese stehen in der Gefahr, nicht zu bemerken, dass sie ebenso Gott – los sind. Es kann ja kein Mensch das Gesetz aus eigener Kraft und eigenem Vermögen halten kann. Weil Gesetz erfüllen nur In – Gott geht.  IN – Christus!

Das heisst, unsere Jesus – Nachfolger – Reaktion ist auch hier herausgefordert. Kein Richten, kein Finger – zeigen, sondern bereit sein, dass Jesus retten will, dass wir seine Boten sind. Bereit das Evangelium weiterzugeben. Das ist viel einfacher, wenn wir für die Menschen beiderlei Art beten, anstelle von beurteilen: Offensichtlich Gottlose und scheinbar Gute (zurzeit vom Römerbrief: Heiden und Juden).

Mit den Versen 7-10 hatte ich etwas Mühe. Man könnte daraus verstehen, dass es doch die guten Taten sind, die ewiges Leben bringen oder den Zorn Gottes.

Also gilt es diese Verse in den Gesamtzusammenhang der Bibel zu bringen. Ich denke, hier geht es um die Früchte (und das sind Worte und Taten) eines Lebens IN – Christus. Und Früchte aus dem Leben in Christus sind gut. Ein guter Baum bringt gute Früchte. Und die Früchte eines Lebens, das Gott – los ist, sind schlechte Früchte – faul auf offensichtliche oder verborgene Art. Paulus will hier verdeutlichen, dass der Jude trotz der besonderen Geschichte zu Gottes Bundesvolk des AT zu gehören – keine Sonderbehandlung erhält hinsichtlich Zorn Gottes oder Herrlichkeit Gottes, ausser ein «zuerst»!

Das ist Paulus Spezialgebiet! Der Heidenapostel! Er, der ehemalige bestens ausgebildete Gesetzeslehrer der Juden! Ich denke, dass er diese Botschaft mit einer speziellen Autorität weitergeben konnte: «vor Gott ist der Heide wie unsereiner, wenn er Christus angenommen hat!»

Ich staune einmal mehr über die Verwandlung, wenn ein Mensch sein Leben ganz Gott ausliefert. Dann gebraucht Gott all das, was den Menschen vorher in verkehrter Weise ausgemacht hat, nun für den Bau Seines Reichs. Bei Paulus herausragend: sein Eifer und sein Wissen, das er bei den angesehensten Gesetzeslehrern erworben hatte.

** Hier in Wagerswil habe ich das erlebt, dass Neuzuzüger wie wir damals (vor 40 Jahren) beurteilt wurden. Und der Massstab war ein ethisch – moralischer – traditioneller. Es gab Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe, wenn man in die Normen passte. Sonst war das Urteil: «Aussenseiter / Fremdling».

JULI 2020/VON MARIANNE BATTAGLIA