Paulus hat eine klare Vorstellung von (seiner) Mission: “Denen nichts von ihm verkündigt worden ist, die sollen sehen, und die nichts gehört haben, sollen verstehen.” (V21) Es geht um die noch nicht erreichten Völker und es geht um Gemeindebau.

Wie nebenbei lässt uns Paulus einen Blick auf Gottes Qualitätsanspruch tun: “..dass sie eine Opfergabe werden, an der Gott Freude hat, weil sie durch den Heiligen Geist geheiligt ist.” (V16b). Ohne daraus gleich ein ‘Prinzip’ ableiten zu wollen, gibt uns dieser Vers doch eine Ahnung davon, dass nur das Gottes Anforderungen genügen kann, was Er (durch den Heiligen Geist) selbst gewirkt hat. Wer nun denkt: “Dann können wir Gott ja niemals genügen!”, der liegt richtig. Gleichzeitig beinhaltet ebendiese Feststellung auch die Erkenntnis, dass der Ausweg nicht in der Resignation (ich kann ja eh nie genügen), sondern im Bitten (komm, Heiliger Geist!) besteht.

Wirklich hängen geblieben bin ich aber im V14b:

… und ihr seid auch fähig, euch gegenseitig zu ermahnen.

Hierzu möchte ich zwei Punkte hervorheben:

  • Paulus bezeichnet die Gemeindeglieder in Rom als “fähig, sich gegenseitig zu ermahnen”. Nicht die Leiterschaft ermahnt, sondern die Gemeindemitglieder. Und nicht immer dieselben die anderen, sondern gegenseitig, in beide Richtungen.
  • Das Verb für “ermahnen” ist nicht parakaléo, welches auch “ermutigen” (wie die NLB hier fälschlicherweise übersetzt) oder ‘trösten’ bedeuten könnte. Sondern nouthetéo, welches ‘ermahnen’, ‘warnen’ oder ‘belehren’ bedeutet.

Offen gestanden, läuft mir ein leichter Schauer über den Rücken wenn ich mir eine Gemeinde vorstelle, in der sich die Mitglieder gegenseitig ermahnen, warnen und belehren. Etwas entspannter werde ich erst, wenn ich den ganzen V14 lese und damit auch die beiden Voraussetzungen, welche Paulus nennt:

  • voller Güte
  • erfüllt mit aller Erkenntnis

Damit ist auch gesagt, dass die Ermahnung, Warnung oder Belehrung von Menschen, welche voller Güte und mit aller Erkenntnis erfüllt sind, es ebenfalls ist.

So hat Paulus – wieder wie nebenbei – einen zweiten Qualitätsanspruch benannt: Gemeindeglieder sollen voller Güte und mit aller Erkenntnis erfüllt sein. Und ja, bei dieser Vorstellung überkommt mich ein wohlig-warmes Gefühl.

AUGUST 2020/VON MARCEL B