Diese und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!”

Hier macht Paulus wohl die Zusammenfassung aller Gebote schlechthin. Das was hier so einfach tönt, ist eine lebenslange Herausforderung. Vor allem, wenn man sich bewusst ist, dass es einen gewaltigen Unterschied gibt zwischen der gesellschaftlichen Auffassung von lieben und der biblischen Bedeutung des Wortes, das aus dem gr. agapaõ übersetzt ist.
Agapaõ ist in besonderer Weise für die Liebe Gottes zu den Menschen und umgekehrt gebraucht. Es ist also nicht eine Liebe, die wir aus uns selber produzieren können. Sie wird uns durch den Heiligen Geist geschenkt wie wir bereits in Röm. 5.5 gelesen haben.
Die Liebe, die heute so gängig als Gefühlsempfindung, Schmetterlinge im Bauch oder Lust empfindend bezeichnet wird, hat rein nichts mit dieser in diesem Text erwähnten “den anderen lieben” zu tun.
Die Liebe, welche durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen wurde, sieht “den anderen” als Ebenbild von Gott und zwar ganz gleich, welche Haltung und Stellung dieser zu mir hat. Und diesem Ebenbild Gottes soll ich keinen Schaden zufügen, soll es nicht verletzen, nicht ausbeuten und nicht missbrauchen. Wenn ich den anderen liebe wie mich selbst, dann will ich nur das Beste für ihn.
Und dass Beste kann sich manchmal sogar anders anfühlen als Liebe.

Ich komme gerade vom Zahnarztbesuch zurück. Wenn ich den Zahnarzt aufsuche, erwarte ich, dass er für meine Zähne das Beste tut. Aber wieder einmal musste ich feststellen, dass das was für meine Zähne das Beste ist, manchmal auch schmerzhaft sein kann. Dabei fügt er mir keinerlei Schaden zu (höchstens finanziell), aber das längerfristige Wohlergehen ist sein Ziel mit meinen Zähnen. Bei diesem Zahnarztbesuch hätte es mir überhaupt nichts geholfen, wenn er mir auf die Schultern geklopft und gesagt hätte: “das kommt schon gut”.

Und so ist es auch mit dieser gegenseitig geschuldeten Liebe, welche das ganze Gesetz erfüllt. Sie besteht nicht aus einer oberflächlichen Schmeicheleinheit, sondern einem echten Interesse und Investieren in meinen Nächsten. Und diese Liebe ist eine aktive Liebe und sie basiert auf dieser von Gott geschenkten Liebe durch den Heiligen Geist.
Die Übungsfelder dazu erleben wir tagtäglich. Es fängt in unseren Ehen und Familien an und geht über unseren Arbeitsalltag, bis hin zu denen die gegen uns sind.

AUGUST 2020/VON WALTER SCHWERTFEGER