Die Grundlagen zum heutigen Text haben wir bereits in #210 und #212 behandelt. Zwei Punkte betont Paulus nun nochmals besonders: Die Frage der Herrschaft stellt sich auch und gerade für mein eigenes Leben: Wer herrscht über mich? Zur Auswahl stehen nicht ‘Sünde oder Freiheit’, sondern ‘Sünde oder Gott’. Die logische Konsequenz anerkannter Herrschaft ist Gehorsam. Anders formuliert: Wenn Gott Herr meines Lebens ist, dann wird das daran sichtbar, dass ich Ihm und Seinem Wort gehorche, mich also von Ihm gebrauchen lasse und so lebe, dass mein Leben auf Ihn hinweist und Ihn ehrt.

Der zweite Punkt geht in eine ganz ähnliche Richtung, indem Paulus den Begriff des “Sklaven”* einführt. An dieser Stelle bezieht er ihn wörtlich nur auf die Sünde, aber bereits in V22 des morgigen Textes nennt er die Christen in Rom “Sklaven Gottes”.

Wie geht es dir bei der Vorstellung, Sklave oder Sklavin zu sein, wenn du untenstehende Definition liest? Ist das eher ‘vom Regen in die Traufe’ oder verbindest du etwas anderes damit, Sklave/Sklavin von Gott zu sein?

* Manche Bibelübersetzungen übersetzen stattdessen mit “Diener” oder “Knecht”. Das alles ändert aber nichts daran, dass doúlos ‘Sklave’ meint und ‘douleúo ‘Sklave sein’.
Dies eben im Unterschied zu diakonéo, das zwar auch “eine Tätigkeit beschreibt, die im Auftrag eines anderen ausgeführt wird, wobei das Subjekt die Freiheit hat, den Auftrag anzunehmen oder auch abzulehnen. Die Rolle als diakonos endet, sobald der Auftrag erfüllt ist. Diakonos beschreibt also eine Funktion, nicht jedoch einen Status.” Und weiter: “Das griechische Verb douleó bezeichnet dagegen den abhängigen Dienst von Sklavinnen und Sklaven, welche gegenüber ihren Herren oder Herrinnen keine Wahlfreiheit im Hinblick auf den erforderlichen Gehorsam haben.” (Hentschel, Anni, 2014, Gemeinde, Ämter, Dienste: Perspektiven zur neutestamentlichen Ekklesiologie, Vandenhoeck & Ruprecht)

AUGUST 2020/VON MARCEL BERNHARDSGRÜTTER