Paulus hat bis hierhin die Lehre vom Menschen, die sogenannte Anthropologie (von ánthropos = Mensch) entfaltet und ging dabei nur kurz auf die Lehre von Gott, die eigentliche Theologie (von theós = Gott) ein.

Mit den heutigen Versen kommen wir zur Lehre vom Heil, der Soteriologie (von sotería = Heil, Rettung). Diese befasst sich mit der Frage, was es braucht, damit ein Mensch sich Gott nahen kann. Also wie ein Mensch gerettet, erlöst, rein und gerecht gesprochen werden kann.

Etwas salopp formuliert verfügt jede Religion über eine eigene Heilslehre. Und obwohl es tausende Religionen gibt, präsentieren alle im Kern denselben Heilsweg: Durch eigene Anstrengung. Atheismus ist nur eine vermeintliche Alternative, denn sie mündet im Weg der Religion: Wenn es keinen Gott gäbe, bliebe ebenfalls nur die eigene Anstrengung.

Ich schreibe deshalb so ausführlich darüber, weil Paulus es auch tat. Wir können Ausmass und Tragweite der heutigen Verse erst zu erfassen beginnen, wenn wir die biblische Anthropologie verinnerlicht haben:

“denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.” (V23)

Wie wahr. Wir sind alle nicht mehr im Paradies und kämpfen täglich mit den Folgen des Sündenfalls – und sei es nur, dass wir altern (happy birthday, Stephan 😎). Adam und Eva haben sich selbst und ihre gesamte Nachkommenschaft in eine Sackgasse geführt, aus der sie sich nie mehr hinausmanövrieren können. Das biblische Urteil über den Menschen ist viel radikaler und endgültiger als Religion es jemals formulieren könnte. Leider neigen wir auch in unseren Kirchen und Gemeinden dazu, die biblische Anthropologie mit einer weichgespülten humanistischen Version zu verwässern.

Die biblische Klarheit führt aber auch zu einer Soteriologie, welche von Religion himmelweit entfernt ist:

“Doch werden sie allein durch seine Gnade ohne eigene Leistung gerecht gesprochen, und zwar aufgrund der Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. …
Und heute beweist er seine Gerechtigkeit dadurch, dass er den für gerecht erklärt, der aus dem Glauben an Jesus lebt.”
  (V24:26)

Wenn wir diese Verse verstehen, kann es nur eine Reaktion geben: Anbetung von Jesus. Die Bibel beschreibt, dass eines Tages alle Menschen Ihn anbeten werden (jedes Knie sich beugen, jede Zunge bekennen), weil sie Jesus sehen und Sein Werk verstehen werden. Aber für viele (die meisten!) von ihnen ist es dann zu spät, weil sie hier auf der Erde nicht geglaubt haben.

Geschwister, diese Botschaft gehört gehört. Dieses ‘Angebot’ muss unters Volk! Dabei denke ich nicht zuerst an Evangelisation, sondern an dich und mich. Wenn wir die biblische Soteriologie erfassen, von der Gnade Jesu erfasst werden, dann kann das gar nicht unbemerkt bleiben, denn die Gnade verändert alles.

JULI 2020/VON MARCEL B